Die geplante Umbenennung der Kita "Anne Frank" im Landkreis Stendal, Sachsen-Anhalt, sorgt für Aufsehen und hitzige Diskussionen. Die Entscheidung des Kuratoriums, den Namen der Einrichtung von "Anne Frank" auf "Weltentdecker" zu ändern, stieß auf Kritik, insbesondere seitens des Stadtrats der Einheitsgemeinde Tangerhütte. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Hintergründe dieser Kontroverse.
Konzeptuelle Veränderungen und Kritik
Die Begründung hinter der geplanten Umbenennung liegt laut Bürgermeister Andreas Brohm in konzeptionellen Veränderungen der Kita. Die Idee, den Namen von "Anne Frank" auf "Weltentdecker" zu ändern, sollte das neue pädagogische Konzept besser widerspiegeln. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass diese Entscheidung auf wenig Zustimmung stieß, sowohl innerhalb der Kita-Community als auch in der breiteren Öffentlichkeit.
Die Leiterin der Kita äußerte Bedenken hinsichtlich der Vermittlung der Geschichte von Anne Frank an kleine Kinder. Dies führte zu einer hitzigen Debatte über die angemessene Darstellung von geschichtlichen Ereignissen in der frühkindlichen Erziehung.
Stadtratsposition und Kritik an der Entscheidung
Die Fraktionsvorsitzenden des Stadtrats Tangerhütte lehnten einstimmig die Umbenennung der Kita "Anne Frank" ab. In einer gemeinsamen Stellungnahme betonten sie, dass die Behauptung, der Name "Anne Frank" sei für Kinder schwer vermittelbar, auf Geschichtsvergessenheit hinweise. Sie sehen darin einen Nährboden für Verschwörungstheorien und Demokratiefeindlichkeit, bis hin zum Antisemitismus.
Historische Bedeutung und Erinnerungskultur
Die Diskussion um die Namensänderung brachte auch die erinnerungspolitische Bedeutung eines solchen Schritts in den Fokus. Verschiedene Verbände, darunter das Internationale Auschwitz Komitee, warnten vor einer Geschichtslosigkeit und einem leichtfertigen Umgang mit der eigenen Geschichte, besonders in Zeiten von neuem Antisemitismus und Rechtsextremismus.
Bürgermeister Brohms Verteidigung
Bürgermeister Brohm verteidigte die geplante Umbenennung mit Verweis auf eine grundlegende Konzeptionsänderung der Kita in den letzten 14 Monaten. Er betonte, dass die Namensänderung bereits Anfang 2023 als Möglichkeit zur Markierung des fundamentalen Neuanfangs diskutiert wurde.
Fazit
Die Diskussion um die Umbenennung der Kita "Anne Frank" verdeutlicht die Sensibilität bei der Berücksichtigung historischer Namen und die Notwendigkeit, diese sensibel in pädagogische Konzepte einzubeziehen. Die unterschiedlichen Standpunkte innerhalb der Gemeinde und der breiteren Gesellschaft zeigen, dass die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte stets eine komplexe und emotionale Angelegenheit ist.